01.09.2023

In Ruhe lernen

Akustik im Lernraum gesund gestalten

Ein ruhiger Lernraum ist eine Wohltat für die Gehöre und -hirne von Lernenden und Lehrenden, doch ist er in vielen Schulen keine Realität. Um das zu ändern und gleichzeitig die Lebendigkeit des Lernens aufrechtzuerhalten, können Klassenräume, Lernlandschaften und andere Lernräume akustisch optimiert werden.

„Ruhe bitte“ – das ist in vielen Schulen womöglich einer der meistgesagten und -gehörten Sätze. Er richtet sich meistens an Kinder, die in Lerneinheiten stürmisch mit Stühlen herumrücken oder sich angeregt unterhalten. Der Wunsch nach Ruhe ist berechtigt: Denn nur in einer angenehmen Geräuschkulisse können sich alle konzentrieren und wohlfühlen (siehe auch Zukunftstrend Edutecture). Doch sind hier nicht allein die Lernenden, sondern vielmehr die Lernräume gefragt.

Warum sind Lernräume oft so laut?

Das traditionelle Klassenzimmer ist akustisch auf Frontalunterricht, d. h. eine sprechende Lehrkraft und still lauschende Schüler:innen vorbereitet – nicht aber auf alternative Formen des New Learnings, wie z. B. interaktives oder kollaboratives Lernen. Die Nachhallzeiten sind hier mit 1s oft beträchtlich lang. Und besonders, wenn viele Lernende gleichzeitig diskutieren, lachen und werkeln, wird es in solchen Lernumgebungen mühsam, die Worte der anderen zu verstehen.

Ein natürlicher Verstärker ist dabei der Lombard-Effekt: In einer unruhigen Umgebung erheben die Schüler:innen ihre Stimme, um von anderen besser gehört zu werden. So steigern sie allerdings auch unbeabsichtigt die Lautstärke im Raum und bei anderen den Bedarf, lauter zu reden.

Was bewirkt eine stimmige Akustik im Klassenraum?

Eine geringe raumakustische Qualität (auch: Hörsamkeit) ist eine Barriere für wirksames Lernen. Sie fordert von Lernenden unter anderem mehr Konzentration und lässt sie schneller ermüden. Ganz besonders gilt das für Kinder, die außerhalb ihrer Muttersprache lernen. Hingegen steigert eine angenehme Akustik im Lernraum die Lernleistung der Schüler:innen, beispielsweise beim Lesen.

Auch zeigen Studien, dass Lehrende und Lernende in einem Klassenraum mit angenehmer Akustik weniger Stress empfinden. Lehrenden lässt sich in einem ruhigeren Raum häufiger ein entspannter Puls nachweisen. Und auch Kinder aus ruhigeren Klassenzimmern sind laut einer Studie glücklicher mit sich selbst und erleben mehr Freude im Schulalltag.

Wie kann man die Hörsamkeit im Lernraum verbessern? 

Viele Schulneubauten setzen von Grund auf bauliche Elemente ein, die Lernräumen eine angenehmere Akustik verleihen, z. B. schalldämpfende Akustikdecken, Wandpaneele und Bodenbeläge. Für Lernräume in Bestandsbauten gibt es wiederum Möglichkeiten, um nachträglich akustisch optimiert zu werden – und das sogar ohne größere Baumaßnahmen. Dazu gehören:

Akustikelemente

Akustikelemente gibt es in unterschiedlichen Formen, beispielsweise als Trennwände oder als Elemente für Wände und Decken. Mit einer gut durchdachten Auswahl und Anordnung können sie bestimmte Nutzungen des Lernraumes, z. B. Gruppenarbeiten, besonders unterstützen.

Gruppentische mit Akustriktrennern

Stuhl- und Tischgleiter

Rollen sowie Stuhl- und Tischgleiter unterbinden so manches Geräusch noch vor seiner Entstehung. Beispielsweise wird der Wechsel zwischen Raumsettings dadurch leiser.

Rollen an fahrbarer Tafel

Polstermöbel

Sitzsäcke, Sofas und Polsterhocker sind nicht nur bequeme Sitzgelegenheiten, sondern auch akustische Dämpfer, d. h. sie reduzieren Nachhallzeiten im Lernraum.

Lernraum mit Polstermöbeln

Verrückte Lernwelt

Physikalisch betrachtet dämpfen auch Lernende selbst den Schall im Klassenzimmer ab. Man könnte also sagen: Je mehr Lernende im Klassenraum sind, desto leiser wird es dort – zumindest theoretisch.

Es gibt also Wege, wie auch das klassische Klassenzimmer eine gesunde Lernatmosphäre und einen lebendigen Schulalltag miteinander in Einklang bringen kann: von unscheinbaren Stuhlgleitern bis hin zu ausgeklügelten Anordnungen von Akustikelementen.

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