26.09.2025 – PROJEKTEINBLICK
Lernateliers in der STeinwaldschule
Ruhig und friedlich, so liegt die Steinwaldschule Neukirchen in der hessischen Landschaft. Und genauso ist auch die Atmosphäre in ihren Lernateliers: Hier lernen die Schülerinnen und Schüler eigenständig und konzentriert an ihren individuellen Lernplänen. Traditionelle Klassenzimmer findet man hier nicht mehr – und es sucht oder vermisst sie auch niemand. Wie ist das gelungen?
Aufbruch zu einer neuen Raumstruktur
Die Steinwaldschule versteht sich schon seit mehreren Jahrzehnten als „Schule im Aufbruch“ und stellte ihren Unterricht nach und nach auf binnendifferenziertes Lernen um. Doch es gab einen Widersacher: den Grundriss. Die Klassenräume waren zu klein um den Lernenden gleichzeitig unterschiedliche Aktivitäten zu ermöglichen.
Als im Jahr 2018 erhebliche statische Mängel am Schulgebäude festgestellt wurden, wusste die Steinwaldschule die vermeintliche Katastrophe als Chance zu nutzen. Sie entschied sich für einen Ersatzneubau mit einem Lernatelier als Herzstück, in dem die Schülerinnen und Schüler ihren individuellen Lernplänen folgen würden. Von dort aus würden sie für Gruppenarbeiten einen Marktplatz und für Präsentationen Inputräume besuchen.
Lernateliers für selbstgesteuertes Lernen
Das Lernatelier der fünften und sechsten Klasse wurde als großer, zweistöckiger Raum angelegt, in dem alle Schülerinnen und Schüler einen eigenen Arbeitsplatz bekommen sollten, um selbstständig ihren Lernaufgaben nachzugehen. Das Lernhaus der siebten und achten Klassen befindet sich im sogenannten Altbau und ist gleichwertig ausgestattet. Zusammen mit der Steinwaldschule fragten wir uns: Wie sieht ein Arbeitsplatz im Alt-oder auch Neubau aus, an dem Lernende gerne und konzentriert arbeiten – und der zugleich kompakt ist?
Das Ergebnis sind die sogenannten Lerninseln, die vier Lernplätze bieten. Eine Lerninsel besteht aus zwei Tischen, mit jeweils einem Schülerstuhl an der kurzen Kante und einer kleinen Trennwand in der Mitte – ähnlich wie bei einer Tischtennisplatte. An ihren langen Seiten sind die Tische über ein schmales Schrankmodul miteinander verbunden.
Durch den Aufbau der Lerninseln entstehen Lernplätze, die sowohl akustisch als auch visuell voneinander abgeschirmt sind. So ist räumlich klar kommuniziert: Das Lernatelier ist ein Ort für konzentrierte Einzelarbeit.
Ausdauerndes Lernen durch ergonomische Schülerstühle. Damit die Schülerinnen und Schüler gerne und lange fokussiert lernen, sitzen sie auf Gasfederdrehstühlen. Diese sind besonders ergonomisch: Jede und jeder kann sich die optimale Sitzhöhe einstellen und dank der flexiblen PAGHOLZ®-Sitzschale besonders bequem sitzen. Die Stühle sind so konfiguriert, dass sich die Sitzschale nicht dreht – und es im Lernatelier ruhig zugeht.
Schrankmodul als Organisationshelfer. Im mittigen Schrankmodul können die Schülerinnen und Schüler ihre Lernmaterialien verstauen: Alle haben dort jeweils ein offenes Fach (z. B. für Hefte, Bücher) und ein abschließbares Fach (z. B. für Wertsachen). Das sorgt für Ordnung auf dem Tisch und im Kopf. Gleichzeitig können sie über eine integrierte Steckdose an jedem Platz ihre mobilen Endgeräte aufladen.
Persönliche Gestaltung des Lernplatzes. Damit sich die Schülerinnen und Schüler an ihrem Lernplatz wohlfühlen, können sie diesen selbst gestalten. Die bepinnbaren Trennwände und magnetischen Schrankseiten bilden eine Freifläche für Bilder, Notizen, Steckbriefe, Gebasteltes – alles, was sie motiviert, beglückt oder an ihre Stärken erinnert.
Lernatelier – eine gute Idee?
Das Lernatelier ist seit drei Jahren in Betrieb – und hat den Alltag der Steinwaldschule verändert. Ihr Schulleiter Olaf Rödiger erzählt, dass das Lernen in Lernateliers eine konsequente pädagogische Begleitung erfordert – und Geduld, weil es rund ein halbes Jahr dauert, bis sich neue Schülerinnen und Schüler an die Abläufe gewöhnt haben. Doch es lässt sich beobachten, dass sie zunehmend selbstständig werden und weniger Konflikte entstehen, weil sie alle mehr Freiraum haben.
Häufig wird er gefragt, ob ihr Lern- und Raumkonzept für bessere Noten sorgt, darauf antwortet er lächelnd: „Ich kann nicht sagen, ob die Noten besser sind – denn wie die Noten unserer Schüler in einer anderen Schule wären, das wissen wir nicht. Aber die Schüler scheinen hier ein bisschen glücklicher. Und das ist viel wichtiger.“









